Landschaft aus Menschenhand
Holz wärmt dreimal
Holz war bis Mitte des 20. Jahrhunderts der wichtigste Brennstoff. Vor allem auf dem Land nutzten die Menschen „jedes Steckerl“, um genug Heizmaterial für den Winter zu haben. Auch Rinde und Äste wurden vom Boden aufgesammelt. Dazu musste man sich beim Förster einen so genannten Leseholzschein ausstellen lassen und eine Gebühr bezahlen. Brennholz zu machen war mühsame Handarbeit. Deshalb sagte man früher: „Holz wärmt drei mal“ – beim Sägen und Sammeln im Wald, beim Spalten und Aufschichten zuhause und schließlich als knisterndes Feuer im Ofen. Frauen und Kinder aus Nagel beim Sammeln von Brennholz und Rinde in den 1920er und 30er Jahren.

Feldraine
Damit der Regen den Boden in Hanglagen nicht so stark abtragen konnte, legte man die Felder und Wiesen in Terrassen an. Zwischen den Ackerstreifen wurden Feldraine aufgeschüttet. Dazu verwendete man die Steine, die man in mühseliger Handarbeit aus dem Acker sammelte. Diese lockeren und meist trockenen Feldraine bieten vielfältige Lebensräume. Heckengehölze wie Haselnuss, Heckenrose, Vogelbeere und Holunder bieten vielen Tieren Nahrung und Deckung. Zwischen den Steinen finden Reptilien, Mäuse, Wiesel und andere kleine Säugetiere Unterschlupf.
Und auch die Menschen profitierten von den Rainen: sie schützten den Boden und in den Hecken konnten viele Wildfrüchte geerntet werden. Die Raine und Hecken geben der Landschaft ein „Gesicht“. Um größere Flächen für eine effektivere und intensivere Bewirtschaftung zu gewinnen, wurden die Feldraine vielerorts entfernt.
Verkehrsader des Mittelalters
Dieser Feldweg war im Mittelalter eine wichtige Fernhandelsstraße. Kaufleute mit wertvollen Waren zogen darauf von Nürnberg und Regensburg über Kemnath nach Wunsiedel und weiter nach Eger und Prag. Hier führte die Straße durch die Herrschaft des Rittersitzes Fahrenbach. Für die Straßenbenutzung und Geleitschutz mussten die Reisenden bezahlen. Die Huftritte der Zugtiere und die Wagenräder hielten den Weg offen. Regen und Schmelzwasser spülten die Erde aus. So entstanden in Jahrhunderten tiefe Hohlwege, die Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind.


Die Schatzkammer der Berge
Dieser Granitfelsen ist zirka 250 Millionen Jahre alt. Aus Granit bestehen die meisten Berge des Fichtelgebirges. Dieses Gestein besteht aus drei Mineralien: Feldspat, Quarz und Glimmer. Schon im Mittelalter gruben Bergleute im Fichtelgebirge nach Eisen, Zinn, Gold und Kristallen. Von Hand schlugen sie zum Teil mehrere hundert Meter lange Schächte in die Granitberge. An einem guten Tag schafften es zwei Arbeiter mit Haue und Schaufel etwa zehn Zentimeter voran zu kommen. Rechnen Sie doch mal aus, wie lange sie für hundert Meter Schacht graben mussten!
Achtung, der Hehemann kommt!
In den Wäldern der Hohen Mätze und im Ehwaldmoor geht der Hehemann um. Besonders, wer dem Wald Schaden zufügt, muss diesen vorchristlichen Waldgeist fürchten. Der Hehemann springt dem Frevler auf den Rücken und plagt ihn, bis er bei seiner Haustür ankommt. Mit lautem „He-He“ erschreckt er manchmal nächtliche Wanderer. Wenn man ihn kommen hört, muss man sich auf den Boden werfen und das Gesicht bedecken. Ist er freundlich gestimmt, hilft er verirrten Wanderern aus seinem Wald heraus.


Das verschwundene Dorf
Der Name deutet auf hochgelegene Weideflächen, die regelmäßig zur Düngung abgebrannt wurden. Vermutlich gehörte die Flur einst zu dem Dorf Pfeffergrün. Bereits im 14. Jahrhundert hatten die Bewohner dieses Dorf verlassen. Das Klima hatte sich in dieser Höhenlage um 1300 verschlechtert. Die Bauern konnten hier nicht mehr überleben und zogen fort. Die Waldabteilung oberhalb von Hohenbrand heißt noch heute Pfefferloh.
Zeichen der Frömmigkeit
An Wegen und Straßen rund um Nagel stehen insgesamt 30 Kreuze und Bildstöcke, so genannte Marterl. Sie sind Zeugen der Frömmigkeit und der früher harten Lebensumstände. Oft erinnern sie an ein Unglück, bei dem ein Katholik verstarb, ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben. Viele wurden auch aus Dankbarkeit errichtet, wenn ein Unglück mit göttlicher Hilfe abgewendet wurde. Reisende und Wanderer blieben an Marterln stehen und sprachen ein Gebet. Eine Broschüre, die über die Flurdenkmäler rund um Nagel informiert, erhalten Sie im Gemeindezentrum.


Bitte Ausweise bereithalten!
Wären wir jetzt im Jahr 1803, müssten Sie Ihren Ausweis zeigen. Damals verlief hier die Grenze zwischen Preußen und Bayern. Die Gebäude der ehemaligen Mauthstation stehen noch dort unten an der Straße. In dem heute als Garage genutzten Gebäude befand sich die Grenzstation. Das größere Gebäude daneben beherbergte ab 1795 die achtköpfige Grenzwache. Als Oberfranken ans Königreich Bayern fiel, wurde die Mauthstation aufgelöst. Der ehemalige Mauthbeamte Josef Held musste sich eine neue Einnahmequelle suchen: Er eröffnete in dem Gebäude ein Wirtshaus.
Gutes Wasser für gutes Bier
Regenwasser wird im Waldboden gespeichert. Was die Bäume mit ihren Wurzeln nicht aufnehmen, versickert und wird im Boden gefiltert. Der Wald ist als Lieferant für sauberes Trinkwasser unverzichtbar. Mit dem Wasser dieses Brunnens wurde früher sogar Bier gebraut. Die Familie Medick gründete im 19. Jahrhundert die Mauth-Bräu. Der Brauereibesitzer Peter Medick kam nach einem anstrengenden Brautag gerne hierher zu seiner Quelle, um sich auszuruhen. Deshalb nannten die Nagler diesen Platz „Petersruh“. Den Brunnen benannten sie später nach dem verdienten Bürger Hans König.


Gekocht wird in Bayern, gegessen in Preußen
Durch Reichenbach verlief schon um das Jahr 1536 eine Grenze. Tatsächlich teilte sie das Dorf bis 1803. Beim Bauern Heinrich Lang verlief die Grenze im Jahr 1692 sogar mitten durch die Küche. Der Herd, auf dem seine Frau das Essen kochte, stand in Bayern. Die Familie am Tisch saß in Preußen. Die Grenze bestimmt zeitweise auch den Glauben: Wie der jeweilige Landesherr waren die Reichenbacher ab 1628 auf einer Seite des Dorfes katholisch, die auf der anderen Seite evangelisch.
Stein formte Boden und Menschen
Aus dem Grundgestein entsteht durch Verwitterung der Boden. So beeinflusst das Gestein tief die Zusammensetzung der Pflanzen- und Tierwelt. Das Fichtelgebirge gilt als „steinreiche Ecke“ Bayerns. Kaum irgendwo anders gibt es eine solche Vielfalt an Gesteinen und Mineralien. Die unterschiedlichen Gesteine sind wertvolle Rohstoffe. Bis 1930 gab es in der Region über 130 große und kleine Steinbrüche und Steinmetzbetriebe. Einige tausend Menschen fanden dort Arbeit. Das Steinbrechen war bis zur Erfindung des Dynamits reine Handarbeit. Die Steinhauer waren für ihre Kraft und Stärke bekannt. Auch hier befand sich ein Steinbruch. Die letzte Abbruchkante ist noch zu erkennen.


Die Kohle der armen Leute
Dort unten im Tal liegt das Ehewaldmoor. Aus dieser Senke kann das Regenwasser nicht abfließen. Seit der letzten Eiszeit vor rund 10.000 Jahren wachsen dort Torfmoose. Sie wachsen sehr langsam und bilden inzwischen einen mehrere Meter dicken Moorkörper. Bis in die 1950er Jahre wurde das Moor zum Teil trocken gelegt. Nach der Schneeschmelze zogen viele Familien ins Moor, um den Torf zu stechen. Der nasse Torf wurde meist von den Kindern mit bloßen Füßen in Holzformen gestampft und zum Trocknen gestapelt. Im Herbst holte man den trockenen Torf als Ersatz für die teuere Kohle nach Hause. In den noch nassen Moorbereichen wächst der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze.
Gebirgspass, der die Wasser teilt
Die Straße zwischen Nagel Tröstau wird wahrscheinlich schon seit der Jungsteinzeit von Reisenden genutzt, um von Süden her ins Innere des Fichtelgebirges zu gelangen. Beleg dafür sind Steinbeile und eine Sichel aus der Bronzezeit, die hier in der Nähe gefunden wurden. Der Wurmlohpass bildet gleichzeitig eine Wasserscheide: Regenwasser, das auf der Nordseite von den Hausdächern abfließt, fließt zur Nordsee. Wasser, das nach Süden, also in Richtung Nagel fließt, gelangt schließlich ins Schwarze Meer.
